- Unsere digitale Schrift
Ratdoldt entspricht den Druckbuschstaben, die so oft von
deutschen Druckern vor 1500 eingesetzt wurden.
- Die Ratdoldt wurde mit allen Zeichen für die
europäischen Sprachen versehen, sowie mit vielen Ligaturen, die für
die Zeit typisch waren. Natürlich ist das runde s, als auch das lang s
dabei.
- Außerdem: Swash Capitals und Kerning.
- Der Font wurde sorgfältig aus scans der
Inkunabeln von Erhard Ratdolt abgeleitet, um eine dem historischen Muster
getreue Schrift zu gewinnen.
- Die Vorlage, die für uns die wichtigste Referenz
darstellte, ist die Introductorium in astronomiam Albumasaris Albalachi :
octo continens libros partiales. Venetijs, Erhard Ratdolt, 1489
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Hier haben wir es mit einer sog. Rundgotischen zu tun
und zwar in der typografischen Ausprägung. Die Großbuchstaben
sind sehr dynamisch, die Kleinbuchstaben zeigen deutlich den für alle
gotischen Schriften typischen Rhythmus.
Trotzdem bietet diese gebrochene Schrift eine erstaunlich
gute Lesbarkeit...
Die Ratdoldt läßt sich auf
vielfältige Weise einsetzen:
- Als Auszeichnungsschrift
- für Logos und Marken
- Markante Überschriften
- auch im Fließtext!
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Erhard Ratdolt (*1442,
1528) war ein bedeutender deutscher Drucker und Verleger. Er arbeitete
zunächst in Venedig (von 1476 bis 1485), danach in seiner Heimatstadt
Augsburg (ab 1486 und bis 1522). Wie die meisten anderen Erstdrucker auch,
verwendte er oft die Gotische Rotunda als Druckschrift für etliche seiner
Ausgaben. Allerdings setzte er auch oft die Antiqua ein.
Ratdolt verließ Augsburg 1474 und gründete 1476
in Venedig eine Druckerei, gemeinsam mit zwei Pertnern: Bernhart Maler (Pictor)
aus Augsburg und Peter Loslein (oder Loesslein) aus Langenzenn.
Ausweislich der Kolophone ihrer Druckwerke schied Loslein
aber schon vor 1478, dann Maler im Jahr 1478 aus der Werkstatt aus, die danach
von Ratdolt allein weitergeführt wurde.
Ein Verkaufsverzeichnis von 1484 listet 46 lieferbare Titel
auf, darunter eine großformatige Bibel, Messbücher und Breviere,
Werke des Augustinus und des Thomas von Aquin, Ausgaben von Terenz, Juvenal,
Vergil, Martial, Sallust und Ovid sowie etwa ein Dutzend juristische,
astronomische, mathematische und medizinische Werke.
Anfang 1486 kehrt Ratdolt nach Augsburg zurück; ein vom
1. April 1486 datiertes Schriftmusterblatt, mit dem er sich seiner Kundschaft
empfahl, bezeugt die Gründung einer neuen Druckerei in seiner Heimatstadt,
die in der Folgezeit hauptsächlich prachtvolle liturgische Bücher
herstellte, insgesamt etwa 50 bis 60.
Nach 1522 sind keine Druckerzeugnisse aus seiner
Werkstätte mehr bekannt.
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Erhard Ratdolt: Elementa
geometriae. Venedig, 1482 |
Zu den schönsten und wichtigsten Büchern
aus Ratdolts Werkstätten zählen:
- Kalender des Regiomontanus (1476 in
Lateinisch und Italienisch, 1478 auf Deutsch), das erste gedruckte Buch mit
einem verzierten Titelblatt.
- die Libri civilium bellorum des Appian von
Alexandria, in lateinischer Übersetzung (1477)
- die erste gedruckte Ausgabe der Elemente des
Euklid (1482), zugleich das erste Buch mit gedruckten mathematischen
Abbildungen, worauf Ratdolt in seiner Widmung mit berechtigtem Stolz
hinweist.
- das Sphaericum opusculum des Johannes de
Sacro Bosco, das in der zweiten Auflage von 1485 erstmals mehrfarbig gedruckte
Holzschnitte enthielt.
- das Rituale Augspurgense (1487).
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Ratdolt gilt als einer der bedeutendsten und
innovativsten Drucker der Inkunabelzeit. Er schmückte seine Bücher
als erster mit gedruckten Zierleisten in Holz- oder Metallschnitt mit Blatt-,
Bordüren- und Rankenwerk, die schließlich den Satzspiegel
vollständig einrahmten, und schuf damit den typischen
Renaissance-Buchschmuck, von dem sich noch William Morris beeinflussen
ließ.
Er verwendete als erster ausschließlich
gedruckte Initialen, die so genannten litterae florentes, die aus
Blättern und Blumen gebildet waren und die bis dahin üblichen
handgemalten Initialen ersetzten. |
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Kolophon der Ausgabe von Ratdolt des
Liber in iudiciis astrorum, gedruckt 1485 in Venedig |
Druck in Farben
Auch war er ein Pionier des mehrfarbigen Drucks; neben
schwarzem und rotem Druck verwendet er in der Widmung der Euklid-Ausgabe an den
venezianischen Dogen Giovanni Mocenigo erstmals Gold als Druckfarbe,
ebenso in seinen späteren liturgischen Büchern, die sich zudem durch
ihre Farbholzschnitte auszeichnen, die nicht mehr von Buchmalern koloriert
waren, sondern bei denen verschiedene Farben mit mehreren Druckplatten neben-
und übereinander gedruckt wurden, was ein hohes Maß an
Präzision in der Herstellung erforderte.
Ratdolts Drucktypen sind eine schöne
Renaissance-Antiqua, ähnlich der des Aldus Manutius, sowie einige markante
Rotundas. Außerdem druckte er als einer der ersten in griechischer
Schrift.
Literatur
G. R. Redgrave: Erhard Ratdolt and his work at
Venice. London, 1894.
Hans-Jörg Künast: Ratdolt, Erhard. In:
Neue Deutsche Biographie. Band 21, Duncker & Humblot, Berlin 2003.
David Landau, Peter Parshall. The Renaissance
Print. 1995. |